Posaunenchor Rhoden

Posaunenchor Rhoden

Musik rund um den Kirchturm

Pfarrer i.R. Hans Frederking hat uns im Januar 2009 Hinweise auf seinen Vater Heinrich Frederking und dessen Tätigkeit in Rhoden zukommen lassen. Wir freuen uns darüber, auf diesem Wege mehr über die Anfänge unseres Posaunchores erfahren zu haben und veröffentlichen hier einen Brief von Hans Frederking in Auszügen:


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für Ihre ausführliche Briefsendung möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Besonders erfreut mich natürlich die mir bisher unbekannte Satzung vom 29.11.1931, zu deren Entstehung mir Einleuchtendes eingefallen sein könnte.

Unser Vater, Jg. 1895, wurde, nachdem er sich mit elf anderen Bewerbern um die derzeit vakante Pfarrstelle Rhoden beworben hatte, am 28.06.1925 zum Pfarrer gewählt und trat seinen Dienst am 01.09.1925 an, nachdem er (Soldat von 1915 bis 1919, zuletzt Leutnant) am 08.08.1925 geheiratet hatte.

Das alte Pfarrhaus in Rhoden war das einzige Haus in der kleinen Stadt mit sehr dörflichem Charakter (Misthaufen vor den Haustüren), bei dem das Leitungswasser nur mittels einer einzigen Pumpe mit großem Schwengel zu haben war, die in der Küche bedient wurde.

Er kam als gebürtiger Westfale in die „Ev. Landeskirche von Waldeck und Pyrmont" mit dem „Landeskirchenrat" in Arolsen (damals noch ohne die Bezeichnung „Bad", aber immerhin mit einem promovierten Gemeindepfarrer, der zugleich Oberkirchenrat und Hofprediger war mit „von" vor seinem Namen) mit einem „Kammerpräsidenten" als Vorsitzendem der Landeskirche - der Ausdruck „Landeskirchenamt" war unbekannt, der Bischof-Titel kam erst recht nicht vor - ‚ weil in Westfalen die Aussichten auf eine Pfarrstelle wegen der vielen Kriegsheimkehrer noch geringer waren.

[Die kleine Landeskirche hatte vier "Kreise" mit jeweils einem Landeskirchenrat an der Spitze. Der für den "Kreis an der Twiste" zuständige Kirchenrat hieß Karl Emde und war als Pfarrer in Schmillinghausen ("8I2 S." = Seelen) tätig. Diese und andere Einzelheiten fand ich in „Das Evangelische Deutschland. Jahr- und Adressbuch der kirchlichen Behörden und der gesamten evangelischen Geistlichkeit Deutschlands. Im Anhang: Die evangelische Kirche in Oesterreich, in den abgetrennten Gebieten, die deutschen evangelischen Pfarrer im Auslande, sowie die Freikirchen in Deutschland. Mit Unterstützung der kirchlichen Behörden herausgegeben", 10. Auflage 1927/28, S. 1370 ff.] So etwas gab es damals!

In Rhoden hat er sich dann konzentriert an die Arbeit gemacht, den Posaunenchor 1927 begonnen und offenbar gut gearbeitet. Irgendwann ließ er sich für den Winter bei einem Schreiner Skier, die damals im Ort unbekannt waren, machen und benutzte sie auch zu Besuchen in der ausgedehnten Gemeinde. Er hatte solche Bretter anlässlich einer Synode bei einem Amtsbruder gesehen und für gut befunden. Auch für meine Mutter wurden Skier besorgt. (Vater hielt nach 1945 auch wieder Kontakt mit der Gemeinde, zumal mit Pfr. Eisenberg, und lernte das neue, jetzige Pfarrhaus kennen. - Als er 1965 in Rinteln/Weser als Ruheständler starb, kam eine Delegation aus Rhoden mit einem Bus zu seiner Beerdigung ...)

Zu der großen Frage, wie er überhaupt zur Posaunenarbeit gekommen ist, gibt es in unserer Familie die schwache Erinnerung, dass der 1926 in die Nachbargemeinde Helmighausen gekommene junge Pfarrer Wilhelm Grebe, Jg.1900, ein Instrument spielte und Vater animiert hätte, das Blasen zu lernen und es weiterzugeben.

(Zu meiner leichten Verwunderung hatte man unserem Vater, wie ich später in seiner Personalakte las, im April 1923 nach der Prüfung zum 2. Theologischen Examen ins Zeugnis geschrieben: „Fähigkeit, ein Instrument zu spielen: Nicht vorhanden". Das ist für uns insofern etwas mysteriös, als sein Vater in Eisbergen/Weser Hauptlehrer und Kantor war, der z. B. mit vorzüglicher Schrift Notenmelodien für die Gottesdienst-Liturgie verfasste und sicherlich, obgleich bereits 1914 verstorben, seinem Sohn Heinrich auch das Notenlesen vermittelt hat; denn unser Vater kaufte sich Ende 1927 ein Harmonium, auf dem er noch in Neheim Choräle spielte, und 1936 wurde für die Familie zusätzlich ein Klavier angeschafft.)

Die Überlegung, wo sein Ältester, ein relativ zarter Junge, einmal zur Schule gehen sollte, legte in Verbindung mit der schlechten Wohnsituation im Pfarrhaus Rhoden die Überlegung zu einem Ortswechsel nahe, da er selbst zu seinem Kummer in seiner Zeit als Gymnasiast jahrelang ein Fahrschüler sein musste. Als nächster entsprechender Schulort wäre von Rhoden aus auf dem (Fuß-)Weg über die vier Kilometer entfernte Bahnstation Wrexen wohl nur Warburg infrage gekommen.

Kurzum, er bewarb sich wieder in Westfalen und wurde am 30.09.1931 in Neheim an der Ruhr, heute Arnsberg 1, gewählt, wo es alle gewünschten Schularten gab.

Nach der Bestätigung der Wahl durch das Konsistorium in Münster vom 10.11.1931 erfolgte der Dienstantritt in Neheim am 16.12.1931. Die Einführung als Pfarrer geschah am 20.12.1931, dem 4. Adventssonntag.

Der 1. Advent 1931 als Datum der "Satzungen des Evangelischen Posaunenchores zu Rhode", wenige Tage, bevor unser Vater mit seiner Frau und vier kleinen Kindern (Traugott *1926, Hildegard *1927, Hans *1928 und Klaus *1929, alle im alten Pfarrhaus mit Hilfe des derzeitigen Dr. Selbach zur Welt gekommen) fortzog, lässt bei mir nur die Folgerung zu, dass er die Posaunenchor-Arbeit in Rhoden nicht untergehen sehen wollte.

Wieweit die wenigen Bläser selbst die Fortsetzung wollten, oder eine Einwirkung von "oben" erfolgte, ist mir nicht überliefert. Ich vermute aber, dass auch die Männer am Blasen Freude gefunden hatten.

Übrigens waren nach dem Einzug in Neheim ein bis zwei junge Rhodener Mädchen eine Zeitlang im Pfarrhaus Neheim als Hilfe für unsere reichlich beschäftigte Mutter tätig. (So erzählte es uns unsere Mutter, die 1933 in Neheim ein fünftes Kind zur Welt brachte, meinen jüngsten Bruder Walther, der in Kassel als ehemaliger Lehrender am Hessen-Kolleg im Ruhestand lebt. - Von uns Kindern lebt außer ihm und mir noch unser Bruder Klaus in Stuttgart, der bei der Post zuletzt als Leiter eines Fernmeldeamtes tätig war. Ich selbst war zunächst einige Jahre im Pfarramt in Dortmund, bevor ich in Hattingen/Ruhr 28 Jahre lang Pfarrer in der Stadtmitte mit der St.-Georgs-Kirche war, und lebe seit 1993 im Ruhestand.)

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