Posaunenchor Rhoden

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Musik rund um den Kirchturm

Arbeitsbeschreibungen vergangener Zeit

Bou de Lüj frööer e arbäjt hat - Wie die Leute früher gearbeitet haben

Zu diesem Thema hat der Arbeitskreis Plattdeutsch der Bezirksgruppe Diemelstadt im Waldeckischen Geschichtsverein Beiträge erarbeitet, die 2005 von Karl Heinemann zusammengestellt und uns allen als Buch zugänglich gemacht wurden.

Beschrieben werden die verschiedensten Arbeitsabläufe, in der Landwirtschaft, beim Bäcker, dem Metzger, der Textiler- und bearbeitung, Haus und Garten, im Handwerk und bei der Waldarbeit.

Innerhalb dieser Darstellungen werden interessante Wörter in Mundart geschrieben, die dann sofort in Schriftsprache übersetzt bzw. erklärt werden. So sollte jeder in der Lage sein, die Texte zu lesen.

Nachstehend erfahren Sie was im Herbst auf dem Acker zu tun war.

 


Herbstbestellung

1.1.3 Saatbett vorbereiten

Bevor man säen konnte, mußte man de Längere – die Länder terächte maaken - zurecht machen. (gemeint waren die zu bestellenden Äcker) Sie wurden ne akkert un ne jächt – geackert und geeggt damit ein fijnet – feines Saatbett entstand. Geackert wurde meistens mit einem Eenschkaar-Beetplooch - Einschar- Beetpflug. Man fing meistens in der Mitte des Feldes an. Die ersten Furchen ziehen nannten man „anföören“ – (wörtlich anfurchen). Man ackerte dann rund herum bis zum Rand des Feldes. Diese Arbeitsweise hatte natürlich zur Folge, daß bei den kleinen Äckern der Boden in der Mitte des Feldes aufgehäuft wurde und am Rand kaum noch Mutterboden vorhanden war. Man sprach dann von diesen kleinen Äckern, die in der Mitte sichtbar erhöht waren von Särgen. De jett ne Sarch e akkert – Sarg geackert. (gelegentlich sprach man auch von Housdääkern – Hausdächern).

Das ganze ließ sich natürlich vermeiden, wenn man einmal nach innen und im nächsten Jahr nach außen ackerte oder schkallte - schälte.

War man mit dem Ackern fertig, so mußte geeggt werden. Oft jächte me auk int Kreuße – eggte man auch ins Kreuz. Das war eine Arbeitsmethode, bei der man die Eggenbahn zick-zack über den Acker führte. An den Wendepunkten kreuzten sich dann die Eggenbahnen und man hatte dadurch den Acker zwei mal geeggt, wenn man fertig war.

Natürlich mußten die Eggen auch e lichtet - angehoben werden, wenn sich Quikkenwurteln, K´toufelkrout orre Straureste – Qeckenwurzeln, Kartoffelkraut oder Strohreste in den Eggen verfangen hatten. Man kann sich vorstellen, daß man da abends müde war, wenn man den ganzen Tag hinter dem Pflug oder den Eggen gegangen war.

Vor der Mechanisierung der Landwirtschaft ging das nur mit Hilfe von Zugtieren. Größere Bauern hatten Pferde, kleinere Bauern nahmen die Kögge orre Anpann – Kühe als Anspann.

Die sogenannten Ziggenbouern – Ziegenbauern waren auf die Hilfe der größeren Bauern angewiesen, weil man Ziegen ja nicht als Zugtiere einsetzen konnte. Die Ziegenbauern hulpen - halfen dann bei den Pflege- und Erntearbeiten der größeren Bauern. Diese sogenannte „Kleinen Leute“ mußten dann das ganze Jahr bei den größeren Bauern „Pôôl stôôn“ – wörtlich „Pfahl stehen“. Gemeint war, daß sie jederzeit auf Abruf zur Verfügung standen. Dafür wurden dann die Äcker dieser Ziegenbauern mit bestellt.

In dem Zusammenhang sei noch eine Redensart zitiert: „Et is grade orre wänn me mit Ziggen akkert“ – „Es ist fast so, als wenn man mit Ziegen ackert“. So ein Spruch kam, wenn man z. B. mit ungenügender Ausrüstung eine schwere Arbeit erledigen wollte.

1.1.4 Säggen – Säen

Ohne mechanische Hilfsmittel säte man aus dem Säägelaaken van Hand – Sälaken von Hand. Das Tuch wurde entsprechend zusammengebunden und mit Saatkorn gefüllt um den Hals gehängt.

(Die Art, wie das „Sätuch“ umgebunden und gehalten wurde, kann ich nicht beschreiben. Ich weiß nur soviel, daß die Säggehand - Sähand frei sein mußte und die andere Hand noch zum Halten des Sätuches gebraucht wurde)

Dann war es an der Geschicklichkeit des Sämanns, die Saat so zu werfen, daß die Körner möglichst gleichmäßig verteilt auf den Acker fielen.

Nachstehend ein paar Regeln, die mir noch bekannt sind:

Immer mit dem Winde werfen, d. h. man mußte entsprechend der Windrichtung die rechte bzw. die linke Hand nehmen.

Die werfende Hand mußte mit dem Schritt koordiniert werden. Als Beispiel; die rechte Hand wirft gleichzeitig mit dem Auftritt des rechten Fußes. Analog, wenn man mit der linken Hand sät.

Beim Wurf das Korn immer schön gleichmäßig durch die leicht gespreizten Finger gleiten lassen.

Man säte ca. eenen Zentner up djen Mjorgen - einen Zentner auf den „Morgen“. Ein „Morgen“ war die Flächenangabe, die man an einem Morgen bestellen oder bearbeiten konnte. (entspricht einem viertel Hektar mit 2500 qm)

Ich selbst habe nicht mehr von Hand gesät, weil da bereits die Sämaschine eingesetzt wurde. Aber ich mußte noch von Hand Kunstdünger streuen und dabei galten die gleichen Regeln. Der Unterschied war, daß man zum „Kunstdüngerstreuen“ ein Kunstdüngerblejk – Kunstdüngerblech nahm. Das war eine verzinkte Blechwanne, die man mit Stricken oder Gurt über den Hals bzw. die Schulter trug.

War gesät, so mußte noch nôô e jächt – nachgeeggt werden. Dazu nahm man lichte Sôôtäägen – leichte Saateggen oder die normalen Eggen „rückwärts“.

Wenn die Saat upging – aufging konnte man genau sehen wie gut oder schlecht gesät war.

War die Arbeit getan, ging man nicht vom Lande, ohne ein Gebet zu sprechen. Man hat den Herrgott um gutes Wachstum und Gedeihen der Frucht gebeten. Denn man war bei den eingeschränkten Transport-Möglichkeiten, viel mehr als heute, auf eine gute und unverdorbene Ernte angewiesen. War die Ernte schlecht, verhagelt oder gar outewossen – ausgewachsen, hatte man für die Familie und auch für die ganze Region wenig, schlechte und oft auch kaum Nahrungsmittel. Das konnte dann auch oft Hunger bedeuten. Hunger ist für viele jüngere Leute bei uns fast zum Fremdwort geworden – hoffentlich bleibt das so.


 

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